Fahnenprojekt im Rahmen der Woche der Erinnerung in Steyr
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung von den Fesseln des Terrorregimes des Nationalsozialismus, installierte ein Künstlerteam 6 Fahnen an der Schlossmauer der Stadt Steyr.
3 Monate teilte die Enns die Stadt in eine amerikanische und eine russische Besatzungszone. Die Zwischenbrücke, verbindendes Element zwischen den Zonen, führt den Blick direkt auf die Schlossmauer.
Fahnen: Zeichen der Erinnerung
Die ersten Zeilen des Dachau-Liedes von Jura Soyfer – „Stacheldraht mit Tod geladen, ist um unsre Welt gespannt“ inspirierten Ulli
Mödlagl-Freihofner zur Gestaltung ihrer Fahne
„WAR_UM_UNSRE_WELT_GESPANNT“.
Erinnerungen an die Gräueltaten des KZ und der Arbeitslager in Steyr, Gedenken an die Opfer und deren Befreiung, Gedanken an das ÜBERLEBEN – das Weiterleben, das LEBEN mit solch Erlebtem, finden in der Fahne von Ottilie Großmayer/Josef Prieler Ausdruck.
„Signal to Noise“ von Peter Gabriel, ein tiefgründiger, atmosphärischer Song berührt thematisch auf vielen Ebenen den Kampf zwischen Wahrheit und Ablenkung, Klarheit und Chaos und wirkt wie ein Appell, den Andreas Ostermann in seiner Fahne weitergibt: “Lass dich nicht vom Lärm unterkriegen - mach deine Stimme hörbar“.
In einem malerisch gestischen Rhythmus formuliert Irene Ostermann auf ihrer Fahne Gedanken zu Freiheit und das, was wir daraus machen. Freiheit bedeutet nicht Grenzenlosigkeit – sie fordert Entscheidungen, die jeder selbst zu treffen und zu tragen hat.
Wohin die Aussage „wir sind das Volk“ führt, hat der Nationalsozialismus mit Adolf Hitler als Volkskanzler gezeigt. Die Fahne „VOLK SIND ALLE“ von Kristin Renieri steht für eine solidarische Gesellschaft und liberale Demokratie ohne Ausgrenzung und Abwertung anderer.
„Herzstillstand“, die Fahne von Wilhelm Singer ist ästhetischer Ausdruck individuellen Widerspruchs als Reaktion auf gesellschaftlich induzierte Leere. Im Zentrum steht die Frage, wie mit Verantwortung innerhalb sozialer Ordnungen umgegangen wird, wie Prozesse der Verdrängung und Repression historischer Verantwortung Räume der symbolischen Leere schafft. Seine metaphorische Bildsprache verweigert sich eindeutigen Deutungen zugunsten einer fragmentarischen, oft störenden Bildlogik, die Betrachter:innen mit der Unabgeschlossenheit gesellschaftlicher Aufarbeitung konfrontiert.
Die 7 Meter Länge der Fahnen hielten der Witterung nicht stand. Wind und Regen machten die Präsentation zunichte. Schon am Morgen nach der Hängung mussten die Künstler:innen die Fahnen wieder abmontieren.
VOR ORT
Ein Gemeinschaftsprojekt von drei Künstlerinnen, die sich gemeinsam in unterschiedlichen Disziplinen jenen Facetten widmen, die dem Vor-Ort-Sein innewohnen.
Ottilie Großmayer,Visual Artist, Bildskulpturen, Reaktionen auf die Klangskulpturen und Interpretation, die eigene Empfindungen des Erlebten mit dem
Vorgefunden verknüpfen.
Barbara Kampas, Writer, Textskulpturen,reagiert mit ihren Texten, ihrer Sprache sowohl auf die Vor-Ort-Klangskulpturen und Bildreaktionen als auch auf örtliche Begebenheiten.
Michaela Schausberger,Vocal Composer Performer, Vor-Ort Klangskulpturen
"Vor Ort" sein, mitten im und zeitnah am Geschehen – diese Gegenwart wollen wir wahrnehmen, aufgreifen, erlauschen, in Bilder fassen, beschreiben und aus diesen unterschiedlichen Zugängen in einen kunstvollen, aber durchaus realen Zusammenhang stellen, in dem die Übergänge fließend und veränderlich sind.
„Vor Ort“ vereint eine Serie an Momentaufnahmen an verschiedenen Schauplätzen unterschiedlicher Länder zur experimentellen Gesamtskulptur, schafft fließende Übergänge und Kunstzugänge, die aufeinander Bezug nehmen und an diesen Bezügen reifen.
April 2025 starten wir in Hittisau unser Projekt der Verortung.
Unsere Wahl den Start unseres Projekts in Hittisau,eine 2100 Einwohner kleine Gemeinde in der Nähe von Bregenz zu starten, ist das Frauenmuseum und "der Raum für Geburt und Sinne", der sich in der Nähe des Museums befindet.
Das Frauenmuseum Hittisau hat sich zur Aufgabe gemacht das Kulturschaffen von Frauen sichtbar zu machen. Der "Raum für Geburt und Sinne" ist ein begehbarer Lehmkörper, der den Einfluß von Ort und Umgebung auf die Geburt und Gesundheit erfahrbar macht.
Inspiriert durch die lokalen Gegebenheiten in verschiedenen Städten und Stätten Europas sollen „vor Ort“ jeweils Bild-,Klang- und Textskulpturen entstehen.
AM RANDE Buchprojekt mit Barbara Kampas 2022
Vier Bilderserien rücken den Rand in die Mitte der Betrachtungen.
Dieser Rand drängt sich ins Geschehen, verleitet zu Randbemerkungen und offenbart Abgründe, an deren Kanten Kinder als Randfiguren der Gesellschaft tief in die Welt fallen. Figuren aus der
Kunstgeschichte werden in einen despektierlichen Kontext gestellt und ein kurzer Text von Peter Handke inspiriert zu Bildern der Trauer und Auferstehung.
In den fein illusionistisch gezeichneten Bildern treten Spannung, Neugier, Unbehagen und Wiedererkennung in ein Wechselspiel. Diesen emotionalen Raum kann der Betrachter nach eigenen Erfahrungen
interpretieren.
In den Texten von Barbara Kampas sind diese Werke aus ihrer Sicht gedeutet. Die beiden Gestalterinnen verbindet ein roter Faden: Die Faszination für Randgeschichten.